Bayern und Hessen haben ein Genderverbot an Schulen und Behörden angekündigt, in anderen Bundesländern gilt es schon. Das Reizthema scheint die Politik endgültig erobert zu haben. Steckt dahinter mehr als Symbolpolitik? Tim Frehler und Kathrin Müller-Lancé, Süddeutsche Zeitung
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Der Soziologe Linus Westheuser von der Humboldt-Universität Berlin zählt Gendern zu den Themen, die das Potenzial haben, Konflikte in der Gesellschaft zu emotionalisieren. “Triggerpunkte” nennen er und seine Co-Autoren diese Themen in ihrem gleichnamigen Buch. Ähnlich wie bei der Debatte ums Schnitzelessen oder Tempolimit nähmen Menschen das Gendern als “Verhaltenszumutung” wahr, sagt Westheuser. Sie hätten das Gefühl, ihnen werde vorgeschrieben, was sie zu tun und zu lassen haben. Und weil nicht alle Menschen gendern, habe sich das Gendern zu einem Unterscheidungsmerkmal entwickelt: In seiner Forschung beobachtet Westheuser, dass viele Menschen das Gendern als einen Sprachgebrauch ansehen, der für eine – meist gebildete – Gruppe typisch sei und damit Gefahr laufe, andere Menschen auszuschließen.